KINBURN
2023–fortlaufend
Eigenkunstmuseum in Form eines Computerspiels
in Zusammenarbeit mit Oleg Yushko
realisiert mit der Unterstützung von:

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KINBURN
Eigenkunstmuseum in Form eines Computerspiels

Als Künstlerin arbeite ich stets ortsbezogen. Ich bin daran interessiert, einen bestimmten architektonischen Raum zu erforschen, seine bedeutende Punkte zu identifizieren und sie in multimedialen Installationen zu manifestieren. Mein Material ist ein bewegtes Bild – das Video – eine dynamische Form der Lichtbilder, die dem dreidimensionalen Raum eine zusätzliche Dimension verleiht. Mit Video als Lichtmedium entwickle ich ortsbezogene Installationen, die mit dem architektonischen Raum verschmelzen, ihn in einen lebendigen, pulsierenden Organismus verwandeln und so unsere Wahrnehmung des Raumes neu definieren. Ich kann Stunden damit verbringen, das Zusammenspiel des Sonnenlichts mit dem Licht der Installation zu beobachten, wie es sich im Laufe des Tages verändert und wie sich das Werk bei Einbruch der Dämmerung auf neue Weise manifestiert. Doch das Leben einer Installation ist zeitlich begrenzt, und nach ihrer Demontage ist ihre weitere Existenz nur in Form von Foto- und Videodokumentation möglich. Da meine Arbeiten am besten vor Ort erlebt werden, stand ich immer vor der Frage, wie ich meine Videoinstallationen angemessen dokumentieren und bewahren kann.

Ich habe mir immer vorgestellt, wie großartig es wäre, die Werke in ihrer ursprünglichen Form zu bewahren, d. h. zusammen mit den Fragmenten der Architektur, für die sie geschaffen wurden. So könnte man sich in diesen Räumen bewegen und die Bewegung der Videoinstallationen beobachten. Ich war schon immer von Museen wie Donald Judds Marfa oder James Turrells Skyspace fasziniert, die Kunst, Natur und Architektur miteinander verbinden. Da ich ähnliche Motive wie diese beiden großartigen Künstler verfolge, aber meine eigenen realen Möglichkeiten erkannte, beschloss ich, mein Museum in einer konstruierten Realität zu errichten.

KINBURN ist die Form der Re-Existenz meiner ortsbezogenen Installationen in einer digitalen Welt, die nach dem Vorbild der Kinburn-Nehrung geschaffen wurde. Die reale Kinburn-Nehrung ist ein Naturreservat, das virtuelle KINBURN ist ein Reservat meiner Werke.

Die Kinburn-Nehrung befindet sich im nordwestlichen Teil der Kinburn-Halbinsel, zwischen dem Dnjepr-Bug-Liman und dem Schwarzen Meer. Es ist ein riesiger, zehn Kilometer langer Landstreifen zwischen dem Meer und dem Liman. In den 90er Jahren war es dort möglich, unter freiem Himmel zu leben. Die einzigen Gebäude an der gesamten Küste waren ein verlassenes Hafengebäude, eine baufällige Pier und zwei Fischerhütten. Da das Gebiet damals ein Naturschutzgebiet war, zeichnete es sich vor allem durch absolute Abgeschiedenheit aus. Ich war dort mehrmals und habe einmal einen Monat lang gelebt. Wenn man sich auf der Nehrung aufhält, fühlt man sich verloren in Zeit und Raum. Wenn man sich am Ufer entlang bewegt, verändert sich das Bild vor den Augen kaum. Es ist, als ob man sich bewegt, ohne den Standort zu wechseln. Das Ufer der Kinburn-Nehrung ist eine ideale Plattform für die Betrachtung des Horizonts, wo von Rand zu Rand nichts den Blick auf die Grenze zwischen Meer und Himmel versperrt. Mit Blick auf das Meer befindet sich der Sonnenaufgang am linken Rand des Blickfelds, während der Sonnenuntergang am rechten Rand zu sehen ist. Die Sonne und der Mond, die ständig mit leichten Veränderungen vor dem bildschirmartigen Hintergrund von Meer und Himmel auftauchen und verschwinden, werden zu den Hauptfiguren dieser Show.

Dieser Ort ist in meiner Vorstellung zu einem idealen Wesen aus Platons Ideenwelt geworden, ein Wesen, von dem alle meine Werke Ausdrucksformen sind. Eine davon, eine Installation, die 2009 im KIT – Kunst im Tunnel in Düsseldorf entstand und in den Unterwasserbunker von KINBURN übertragen wurde, ist eine Nachbildung der nächtlichen Landschaft auf der Nehrung: ein endloser dunkler Raum vor den Augen, in dessen Mitte sich eine weiße Welle von Rand zu Rand über den Horizont immer wieder erneuert.

In der Welt des Computerspiels KINBURN, errichte ich meine ortsbezogene Videoinstallationen erneut. Jedes in einem bestimmten Raum realisierte Werk wird zusammen mit dem architektonischen Fragment, das ein integraler Bestandteil dessen ist, als separate Insel an die virtuelle Küste übertragen. Alle Inseln zusammen bilden einen Archipel entlang der Nehrungsküste. Diese Welt kann man erkunden und alle Videoinstallationen in situ (an den Orten ihres ursprünglichen Daseins) aus verschiedenen Perspektiven beobachten. Einige Lichtinstallationen sind direkt vom Ufer aus zu sehen, andere von einer benachbarten Insel aus, und wieder andere kann man nur sehen, wenn man auf eine bestimmte Insel steigt und in das Innere des Bauwerks schaut.

Ich habe die Bewegung von Sonne und Mond so programmiert, dass die Videoinstallationen bei einem ständigen Wechsel ihres Lichts zu sehen sind. Ich habe meinen Durchgang durch die Installationen – KINBURN WALKTHROUGH – aufgezeichnet, währenddessen sich Tag und Nacht mehrmals abwechselten. Sowohl in der realen als auch in digitaler Welt verstärken Sonne und Mond das Gefühl von Kontinuität und Wandel. Dieses Gefühl versuche ich stets mit meinen Arbeiten zu vermitteln.